Marc Jacobs: Der Fashion-Tausendsassa auf seiner kreativen Reise

In seiner Jugend hatte es Marc Jacobs nicht leicht. Dennoch kämpfte sich der New Yorker an die Spitze des Fashion-Olymps. Heute wird der Designer 60 Jahre alt. Ein Rückblick auf seine beeindruckende Karriere.

Marc Jacobs: Der Fashion-Tausendsassa auf seiner kreativen Reise
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Marc Jacobs: Der Fashion-Tausendsassa auf seiner kreativen Reise

Marc Jacobs - ein Name, der in Boutiquen und Parfümerien an jeder Ecke zu lesen ist. Dahinter steckt ein ambitionierter Designer, der sich über die letzten Jahrzehnte hinweg mehrfach als kreatives Genie bewiesen hat. Seine Mode ist nicht nur für die Laufstege gedacht, sondern gilt auch als straßentauglich. Seine Preise grenzen sich von den üblichen Luxus-Marken ab: Eine Marc-Jacobs-Tasche ist meist viel günstiger als die Optionen von Chanel, Dior und Co. - und doch überzeugen seine Produkte mit hoher Qualität und außergewöhnlichen Designs. Am 9. April feiert Jacobs seinen 60. Geburtstag. Ein Rückblick auf seine erstaunliche Karriere.

Geboren und aufgewachsen ist Marc Jacobs in New York City. Seine Familie ist jüdisch, er wuchs jedoch nicht sonderlich gläubig auf. Als er sieben Jahre alt war, verstarb sein Vater. Seine Mutter heiratete danach mehrmals - zu ihr hatte er angeblich kein besonders gutes Verhältnis. Wie "Page Six" Jacobs' Onkel aus dem Buch "Champagne Supernovas" zitiert, seien die Kinder nach dem Tod des Vaters vernachlässigt worden. 2011 sagte Jacobs der "Vogue", er habe seit über 20 Jahren nicht mit seiner Mutter gesprochen. Mittlerweile soll auch sie verstorben sein.

Auch während der Schulzeit hatte es Jacobs nicht einfach. Da er sich nicht für Sport interessierte und seine Zeit lieber mit Kunst und Handwerken verbrachte, wurde er damals homophob beleidigt. "Ich wurde gemobbt und beleidigt, diese Worte wurden mit Hass ausgesprochen - lange bevor ich sexuelle Erfahrungen gemacht habe", erinnerte er sich 2022 in der "Vogue". Heute lebt er glücklich mit seinem Ehemann Charly Defrancesco zusammen, die beiden heirateten 2019.

"Ich hatte Angst vor der Homophobie"

Schon damals habe er gewusst, dass er sich zu anderen Jungs hingezogen fühlt. Das habe ihm auch keine Angst gemacht. "Ich hatte ein Problem und Angst vor der Homophobie", betonte er jedoch. Ein Coming-out vor seiner Familie gab es nicht - Jacobs hielt das schlichtweg nicht für nötig. Heterosexuelle Menschen würden sich ja auch nicht zu ihrer Sexualität bekennen. Und glücklicherweise fand Jacobs akzeptierende und offenherzige Menschen in seinem Umfeld: "Ich habe mich mit Leuten umgeben, die homosexuell waren oder 'Schwulen-freundlich'." Beleidigungen seien hier und da zwar immer wieder gefallen, "aber das hat mich nicht wirklich gestört", so Jacobs.

Nach der Highschool ging Jacobs auf ein Kunst-College, die Parsons School of Design. 1984 wurde er dort mit dem Preis der Designer Perry Ellis und Chester Weinberg ausgezeichnet. Auch zum Designstudent des Jahres wurde er ernannt. 1986 designte er seine erste Kollektion unter seinem heutigen Markenlabel Marc Jacobs. Ein Jahr später gewann er den prestigeträchtigsten Preis der US-amerikanischen Modebranche: den Council of Fashion Designers of America's Perry Ellis Award in der Kategorie "Neues Fashion Talent". 1992 wurde er als bester Designer für Frauenmode von dem Institut ausgezeichnet.

Marc Jacobs auf den Spuren von Louis Vuitton

Ein Jahr später wurde Marc Jacobs International Company, L.P. ins Leben gerufen. Kurz darauf designte Jacobs seine erste Herrenkollektion. Von da an ging es steil bergauf für den begabten Jungdesigner. 1997 wurde er zum Creative Director von Louis Vuitton ernannt - eine riesige Ehre. Louis Vuitton (1821-1892) und Marc Jacobs, "zwei Erfinder, beide in ihren jeweiligen Jahrzehnten, haben eine ganze Industrie vorangetrieben", schreibt die Pariser Luxusmarke auf ihrer Website. 16 Jahre lang blieb Jacobs dem Unternehmen treu, kreierte in seiner Zeit als Chefdesigner auch die erste Ready-to-Wear-Linie der Marke.

Parallel gründete er 2001 das Sublabel Marc by Marc Jacobs. Die Linie war erschwinglicher als die Produkte unter seinem Hauptlabel, hatte weltweit rund 200 Ladengeschäfte. 2006 startete Marc Jacobs mit Düften, vornehmlich Körpersprays. Nur ein Jahr später ging das Label mit seiner heute preisgekrönten Daisy-Parfümreihe an den Markt. Heute gibt es sogar eine eigene Beautylinie, die von Mascara über Lippenstift bis hin zu Nagellack und Pflegeprodukte reicht.

Marc Jacobs' größte Inspiration: Popkultur

2014 verließ der Fashion-Virtuose Louis Vuitton nach jahrelanger erfolgreicher Zusammenarbeit. Er wollte sich fortan auf seine eigenen Labels konzentrieren, beschloss jedoch nur ein Jahr später, sein Sublabel Marc by Marc Jacobs zu schließen. Fünf Jahre vergingen und er wagte sich an ein neues Projekt: Heaven. Die Brand wird als "polysexuell" beschrieben. Unter den Kleidungsstücken befinden sich Grunge-inspirierte Prints, Schnitte im beliebten Y2K-Stil und ausgefallene Strukturen. Zusätzlich bietet er schräge Kuschelhasen und Feenflügel an. Beim Blick in den Online-Shop und in die Boutiquen wird schnell klar: Heaven ist Marc Jacobs für die Gen Z.

Nichtsdestotrotz fokussiert Marc Jacobs sich auch weiter auf sein "erstgeborenes Kind", das Hauptlabel. Klassische Silhouetten, kühle Farben und cleane Schnitte zeichnen die Marke bis heute aus. Die letzte große Auszeichnung gab es 2019, als er bei den MTV Video Music Awards als Wegbereiter im Bereich Fashion geehrt wurde.

Wege für andere bereiten. Etwas, das sich Marc Jacobs als modebegeisterter junger Erwachsener in den frühen 80ern wohl kaum vorstellen konnte. Und nichtsdestotrotz hat er Brücken gebaut für junge Designer. Doch wie hat er es geschafft, sich seinen Platz in der umkämpften Modebranche zu etablieren? "Transparent, offen und ehrlich zu sein, hat mir geholfen", sagte er 2021 in einem Interview mit "i-D". Seine Inspirationen holt er sich, seit er denken kann, von der Straße, aus Filmen, aus Gesprächen und Popkultur im Allgemeinen. Immer präsent zu sein, scheint eines der Erfolgsgeheimnisse von Marc Jacobs zu sein.

Was als nächstes für den 60-Jährigen ansteht, weiß er vermutlich selbst noch nicht. "Der Sinn meines Lebens wird immer noch geschrieben", ist er sich sicher.

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