Infektiologe über Merkel und ihre Corona-Strategie: "Sie leidet unter Kuba-Syndrom"

Haben wir uns in einer Dauer-Lockdown-Strategie verfahren? Der Meinung sind mittlerweile immer mehr und viele fordern von der Regierung mehr Mut zum Handeln und Umdenken.

Bundeskanzlerin Angela Merkel
© Pool@Getty Images
Bundeskanzlerin Angela Merkel

Wieder einmal wurde der Lockdown verlängert und viele Menschen, nicht nur Bürgerinnen und Bürger, sondern auch Politiker und Wissenschaftler sind es leid.

Erst am vergangenen Sonntag ließen Politikerinnen und Politiker im BILD-Talk ihrem Unmut über die Corona-Maßnahmen freien Lauf und jetzt meldet sich auch Infektiologe Matthias Schrappe gegenüber FOCUS Online mit einem knallharten Urteil zu Wort:

Kanzlerin hat sich in einem Tunnel vergraben.

"Eine haltlose, hoffnungslose und sinnlose Strategie"

Matthias Schrappe ist Infektiologe und Medizin-Professor, jahrelang hat er als Stellvertretender Vorsitzender des Sachverständigenrates Gesundheit die Bundesregierung beraten. In der Corona-Pandemie hat er jedoch kein Verständnis für das Vorgehen der Regierung und kritisiert deren Festgefahrenheit.

Mit seiner Arbeitsgruppe hat er mehrere Lösungswege ausgearbeitet, die im Gegensatz zu der Lockdown-Strategie stehen. Denn für ihn steht fest, dass der Lockdown sowie der Inzidenzwert, die Zahlen nur schönen und letztendlich dazu führen, dass diese Strategien immer weiterverfolgt werden müssen, weil die Zahlen sonst wieder schlechter werden:

Es ist eine haltlose, hoffnungslose und sinnlose Strategie, die da gefahren wird (...). Der Begriff Inzidenz ist schon unzulässig und falsch. Die Melderaten, die sehr unzuverlässig sind, werden da einfach hochgerechnet. Wenn Sie viel testen, sind die Zahlen hoch, testen Sie wenig, sind sie niedrig.
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Je mehr getestet wird, desto höher sind die Corona-Zahlen. Hermann Kollinger@Pixabay

Der Lockdown verfehlt seinen Zweck

Für ihn und seine Arbeitsgruppe steht fest, dass in der Corona-Strategie umgedacht werden muss und statt "weitere Sperrungen zu verfügen und die Innenstädte veröden zu lassen" auf Hilfe sowie Unterstützung zu setzen, um den wirklich Bedürftigen in dieser Krise, also der ältesten Bevölkerung, zu helfen.

Denn wie Schrappe erklärt, verfehle der Lockdown das Ziel, die Alten und Schwachen zu schützen: So lag die Sterblichkeit der 90-Jährigen vor dem Lockdown bei 16,3 Prozent und während des Lockdowns ist sie auf 23,3 Prozent gestiegen. Das Gleiche beobachten wir bei den 80- bis 89-Jährigen, bei denen die Sterblichkeit von 12 auf 17 Prozent gestiegen ist.

Angst und Schrecken statt Mut und Hoffnung

Dem Experten zufolge müsse man nun auf politischem Wege "eine Aufbruchsstimmung erzeugen", anstatt die "Gesellschaft in einen passiven Schockzustand" zu versetzen. Man müsse sich Fehler eingestehen und in der Strategie umdenken, dann seien die Menschen auch wieder bereit, mit anzupacken.

Doch dazu seien Kanzlerin Merkel und ihre Regierung nicht in der Lage, denn dort umgebe man sich ausschließlich mit Menschen, die der gleichen Meinung sind. Dies nenne man in der Risikoforschung "Kuba-Syndrom" und es führe lediglich dazu, dass "Fehler dauerhaft fortgesetzt" werden.

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