Jorge González' erster Besuch beim CSD: "Ich war total geflasht"

Jorge González besuchte in den 1990er-Jahren zum ersten Mal den Christopher Street Day. "Ich war total geflasht und dachte, was für eine gute Sache", erinnert er sich zurück.

Jorge González' erster Besuch beim CSD: "Ich war total geflasht"
© Lieferando/Robert Lehmann
Jorge González' erster Besuch beim CSD: "Ich war total geflasht"

Am Samstag, 22. Juli, findet in Berlin der Christopher Street Day statt. Zehntausende Besucher werden wieder für das alljährliche Spektakel rund um die Siegessäule erwartet. "Let's Dance"-Juror Jorge González (55) erinnert sich noch gut an seinen allerersten CSD-Besuch zurück.

"Das war in den 1990er-Jahren und ich hatte so etwas noch nie gesehen", erzählte er am Rande des "Lieferando Drag-Outfit Design Contests", der am Freitag im Vorfeld des Berliner CSD stattfand. Der 55-Jährige saß in der Jury des Wettbewerbs. Der Lieferdienst hatte Designerinnen und Designer dazu aufgerufen, ihren kreativen Ideen zu den Themen Food und Drag freien Lauf zu lassen.

Lieber Jorge, können Sie sich noch an Ihren allerersten Christopher Street Day erinnern?

Jorge González: Natürlich. Das war in den 1990er-Jahren, und ich hatte so etwas noch nie gesehen. Auf Kuba musste ich meine Homosexualität verheimlichen. Durch ein Stipendium konnte ich in der damaligen Tschechoslowakei Atom-Nuklearökologie studieren. Aber auch dort war man heimlich schwul. Als ich nach meinem Diplom in Deutschland den ersten CSD gesehen hab, war ich total geflasht und dachte, was für eine gute Sache.

Gehen Sie gerne auf CSD-Veranstaltungen?

González: Neben den Paraden gibt es viele tolle Veranstaltungen zur Aufklärung. Das unterstütze ich gerne, weil mir das Thema Diversität im Gesamten sehr am Herzen liegt. Da ich in der Öffentlichkeit bin, habe ich das Privileg, mit meiner Haltung die Menschen draußen zu erreichen. Bei allem, was ich tue, versuche ich den Menschen stets zu vermitteln: "Du bist gut so, wie Du bist!" Jeder sollte so sein dürfen, wie und wer er ist. Das ist mein Mantra, was mir schon meine Oma beigebracht hat.

Dieses Mal haben Sie im Vorfeld des Berliner Christopher Street Days Looks zu den Themen Food und Drag bewertet. Worauf haben Sie bei den Entwürfen besonders geachtet?

González: Kreativität, Individualität und Leidenschaft sind hier die Stichworte. Das sind wertvolle Grundlagen für einen guten Entwurf. Dann war wichtig, ob die Entwürfe überhaupt realisierbar sind und natürlich, ob überhaupt das Thema Drag und Food getroffen wurde. Ich muss sagen: "Chapeau!"

Gewonnen hat das Maki Dress von Svenja Neubauer, welches Kostüm hat Ihnen persönlich am besten gefallen?

González: Mir hat tatsächlich auch das Outfit der Gewinnerin am besten gefallen. Es ist jung, frisch und tragbar - eine sehr gute Mischung der vorgegebenen Themen Food und Drag.

Wenn Sie sich selbst in ein Food-Kostüm stecken würden, welches Essen wären Sie dann gerne?

González: Ein Vanille-Schoko-Eisbecher, denn das ist Diversity pur. Ich sage immer: "Der eine mag Vanille lieber, der andere Schoko. Aber eins verbindet uns, wir lieben Eis."

Die Dragqueen-Szene hat in den letzten Jahren immer mehr an Popularität gewonnen, woher kommt dieser Hype?

González: Ich glaube, wir entwickeln uns beim Thema Akzeptanz und Toleranz weiter. Es wird viel dafür getan. Diversity steht aktuell im Fokus der Gesellschaft, es gibt zahlreiche Kampagnen und wir sind aufgeklärter als früher. Auch wenn es noch viel aufzuholen gibt. Drag hat viele Facetten und etabliert sich stetig, aber langsam als Kunstform oder wird zumindest als solche akzeptiert. Aber auch die Medien und Streamingdienste tragen zur Beliebtheit bei, z.B. mit Formaten wie "RuPaul's Drag Race" oder auch mit der Show "Viva la Diva - Wer ist die Queen?" auf RTL, bei der ich auch dabei bin, und wo szenefremde (meist) Heteromänner sich als Dragqueen verwandeln. Solche Formate und eben auch Kampagnen wie der Drag-Outfit Design Contest von Lieferando zeigen den Menschen: Bunt ist schön, bunt macht Spaß und bunt tut keinem weh, denn das stärkt das Miteinander. Für mich ist Drag so besonders, weil es Kunst mit Diversität verbindet. Drag ist Diversity pur. Es bricht die Norm und steht für Freiheit. Ebenso hat die Kunst auch einen politischen Aspekt, denn sensible Themen werden provokant angesprochen.

Haben Sie selbst schon einmal in einem Drag-Queen-Kostüm gesteckt?

González: Noch nicht. Mal sehen, was die Zukunft bereithält (lacht).

Bei "Let's Dance" sorgen Sie regelmäßig mit Ihren kreativen Outfits für Staunen, machen Sie das alles alleine oder haben Sie Unterstützung?

González: Vielen Dank. Ich habe zum Glück ein wunderbares Team mit meinem Fashion- und Mode-Designer und meiner Hair-and-Make-up-Artistin.

Was war Ihr bisher ausgefallenstes Outfit?

González: Das liegt doch im Auge des Betrachters. Grundsätzlich nimmt mein Team gerne Herausforderungen an und ich liebe es, zu überraschen.

Wie viele Kostüme haben Sie mittlerweile im Schrank?

González: Puh, nächste Frage, sonst zähle ich noch bis morgen.

Und wie viele Schuhe?

González: Ich habe irgendwann aufgehört, zu zählen. Hunderte. Ich darf so viel verraten, zu Hause ist kein Platz mehr.

Haben Sie als leidenschaftlicher High-Heels-Träger einen ganz einfachen Tipp, wie das Laufen auf hohen Absätzen garantiert gelingt?

González: Essenziell ist eine gute Körperhaltung, das hilft nicht nur beim Laufen, sondern imponiert auch. Für den perfekten Lauf sage ich immer: "Spitze, Hacke."

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