Andrea Sawatzki wünschte sich als Kind, dass ihr Vater sterben soll

Schauspielerin Andrea Sawatzki (62) kennen viele mit einem Lächeln auf den Lippen. Doch hinter dieser glücklichen Fassade verstecken sich traurige Kindheitserinnerungen.

andrea sawatzki kindheit vater alzheimer trauma
© Gisela Schober/Kontributor@Getty Images
andrea sawatzki kindheit vater alzheimer trauma

Andrea Sawatzki, die 1997 mit dem Film Die Apothekerin ihren Durchbruch hatte, musste sehr früh erwachsen werden. Ihr Vater erkrankte in den 70er-Jahren an Alzheimer und musste zu Hause versorgt werden. Eine schwierige Aufgabe für ein junges Mädchen.

Als Kind musste sie sich um ihren demenzkranken Vater kümmern

"Meine Mutter hatte Nachtdienst als Krankenschwester im Krankenhaus. Sie hat meinen Vater tagsüber gepflegt, wenn ich in der Schule war und sie eigentlich schlafen sollte", so Sawatzki. Nach dem Unterricht lag es dann an der kleinen Andrea, sich um den Vater zu kümmern, der zu dieser Zeit, wie sie selbst sagt, unberechenbar war.

Die 62-Jährige ist sich bewusst, dass es auch früher oder später sie treffen könnte, erklärte sie RND. "Ich kenne keine Familie, in der es keinen Demenz- oder Alzheimerfall gibt." Deswegen spricht die Schauspielerin auch mit ihren beiden Kindern über dieses Thema. Denn die eigenen Erfahrungen der Kindheit beeinflussen ihr Leben bis heute.

Der Wunsch, der eigene Vater soll sterben

Während sie im Alter von etwa zehn bis 15 Jahren den eigenen Vater pflegen musste, der kognitiv immer weiter verfiel, entstand in ihr der Wunsch, dass es besser sei, er würde diese Welt verlassen. Aufgrund solcher Gedanken entstanden schwere Schuldgefühle. "Dieses schlechte Gewissen, dieser Selbsthass, dass man zu so einem Menschen wird, der so etwas denkt", erklärte sie in der Show 3nach9 im letzten Jahr.

Mit dem Fortschreiten der Erkrankung erkannte ihr Vater sie nicht einmal mehr. Um ihn in den Griff zu bekommen, begann sie zu schauspielern und schlüpfte in die Rolle des Pflegepersonals. Damals war sie noch ein Kind, aber ihre "Ungeduld gegen ihn und teilweise auch brutale Vorgehensweise, als er sich nicht mehr wehren konnte", warf sich die zweifache Mutter lange noch vor.

In einem Roman hat sie ihre Kindheitserlebnisse verarbeitet

Andrea Sawatzki, die seit fast 30 Jahren mit Schauspielkollege Christian Berkel glücklich ist, begann neben ihrer erfolgreichen Schauspielkarriere selbst zu schreiben. Ihre erste Veröffentlichung trug den Titel Ein allzu braves Mädchen. Doch mit dem Buch Brunnenstraße, das im Jahr 2022 erschienen ist, wagte sie sich daran, ihr eigenes Leben in eine Romanfassung zu bringen.

Die Rückmeldungen anderer Betroffener waren durchweg positiv, wie sie im Gespräch mit der Apotheken Umschau verriet. "Ich glaube, die Menschen haben ein großes Bedürfnis, über diese Themen zu sprechen: unverarbeitete Kindheitstraumata oder Schuldgefühle, die mit der Pflege eines Angehörigen einhergehen, wenn man einfach nicht mehr kann." Durch ihre Offenheit konnte sie so einigen anderen Pflegenden helfen.

Auch interessant:

Kranker Bruce Willis: Die herzzerreißende Botschaft seiner Frau Emma Heming Willis

Christine Neubauer und ihre unheilbare Krankheit: Hat das Auswirkungen auf "Let’s Dance"?

Morten Harket, der Sänger der Kultband "A-ha", kämpft gegen die Parkinson-Krankheit

Verwendete Quellen:

SWR:Schauspielerin und Autorin Andrea Sawatzki: Ich dachte, eine eigene Familie kriege ich nicht hin

JOYN: Andrea Sawatzki und Ehemann Christian Berkel vor der Kamera: Aber wie stehen sie privat zueinander?

Apotheken Umschau: Promi-Interview: "Auch heute noch werden Kinder mit kranken Eltern alleingelassen"

HNA: Weil sie sich "Erlösung" von ihrem kranken Vater wünschte: Andrea Sawatzki von "Selbsthass" geplagt

Andrea Sawatzki: Ängste vor dem Altern spricht sie mit ihren Kindern an Andrea Sawatzki: Ängste vor dem Altern spricht sie mit ihren Kindern an