Neue Vorwürfe gegen Rammstein: Zwei weitere Frauen äußern sich

Die Rammstein-Konzerte in Berlin werden von Protesten begleitet - und von neuen Vorwürfen. Zwei Frauen berichten von mutmaßlichen Erfahrungen mit Till Lindemann und Christian "Flake" Lorenz, die schon über 20 Jahre zurückliegen.

Neue Vorwürfe gegen Rammstein: Zwei weitere Frauen äußern sich
© IMAGO/Gonzales Photo
Neue Vorwürfe gegen Rammstein: Zwei weitere Frauen äußern sich

Kurz bevor am Dienstag (18. Juli) das letzte der drei Rammstein-Konzerte in Berlin stattfindet, sind neue Vorwürfe gegen die Band in die Öffentlichkeit gelangt. Zwei weitere Frauen schildern im Gespräch mit NDR und "Süddeutscher Zeitung" mutmaßliche sexuelle Übergriffe. Im Fokus steht dieses Mal aber nicht nur Frontmann Till Lindemann (60), sondern auch Keyboarder Christian Lorenz (56), genannt "Flake".

Eine der Frauen, die sich in der Berichterstattung Jasmin Stevens nennen lässt, berichtet von Vorfällen, die mehr als 20 Jahre zurückliegen sollen. Im Alter von 17 Jahren habe sie Lindemann demnach bei einer Autogrammstunde persönlich kennengelernt, anschließend habe sie sich zusammen mit einer Bekannten mit Lindemann in Berlin in einer Bar getroffen. Dort sei auch Flake dazu gekommen. Anschließend sei sie ohne ihre Begleitung mit den beiden älteren Musikern in ein Landhaus in Brandenburg gefahren.

Später habe sie sich stark berauscht ins Bett gelegt. Flake habe sich neben sie gelegt und es sei zum Geschlechtsverkehr gekommen. Aufgrund ihres Zustands habe sie ihn nicht davon abgehalten. Sie sei wie von Sinnen gewesen, habe den Geschlechtsverkehr nicht gewollt. Noch heute leide sie an den Erfahrungen von damals, sei deswegen in Therapie gewesen.

Flake weist die Vorwürfe über seine Anwälte zurück

Stevens habe die Aussage zur Vorlage bei Gericht an Eides statt versichert, heißt es in der Recherche der "Süddeutschen Zeitung". Neben ihr hätten weitere Personen aus ihrem Umfeld an Eides statt versichert, dass sie immer wieder von dem mutmaßlichen Übergriff erzählt habe. Christian Lorenz alias Flake hat die Vorwürfe laut "SZ" und "NDR" über seine Anwälte zurückgewiesen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Auch die Vorwürfe einer weiteren Frau, die von einem Erlebnis aus dem Jahr 1996 berichtet, das Lindemann, Flake sowie Schlagzeuger Christoph Schneider (57) involviert, weisen Lorenz' und Schneiders Anwälte zurück. Die Frau, die sich Sybille Herder nennen lässt, berichtet, dass sie im Alter von 22 Jahren die Rammstein-Mitglieder nach einem Konzert in deren Hotel begleitet habe, um dort zu trinken und zu feiern. Sie habe das Bewusstsein verloren und sei am nächsten Morgen nackt neben Flake auf dem Fußboden mit starken Schmerzen im Unterleib aufgewacht. Sie könne sich allerdings nicht erinnern, was genau in der Nacht passiert sei.

Bislang noch keine Anzeige erstattet

Der aktuellen Recherche zufolge habe keine der beiden Frauen bislang Anzeige erstattet. Falls sich die Vorfälle 1996 und 2002 tatsächlich so zugetragen hätten, könnten sie auch für aktuelle Ermittlungen gegen Rammstein noch strafrechtlich relevant sein.

Seit Mai werfen mehrere Frauen Rammstein-Frontmann Till Lindemann sexuelle Übergriffe vor. Ausgelöst wurde die Diskussion von der Nordirin Shelby Lynn, die öffentlich den Vorwurf erhoben hatte, am Rande eines Rammstein-Konzerts in Vilnius unter Drogen gesetzt worden zu sein.

Die Band ließ zu den Vorwürfen über ihre Anwälte verlauten, dass die Vorwürfe der Frauen, "ausnahmslos unwahr" seien. Anfang Juni hatte die Band unter anderem auf ihrem Instagram-Account ein Statement veröffentlicht, in dem es hieß: "Die Vorwürfe haben uns alle sehr getroffen und wir nehmen sie außerordentlich ernst." Die Gruppe verurteile "jede Art von Übergriffigkeit". Man bat darum, weder diejenigen, "die Anschuldigungen erhoben haben", noch die Band vorzuverurteilen.

Die Rammstein-Konzerte in Berlin werden derzeit von Protesten begleitet. Die Band wird am Dienstag (18. Juli) das letzte von insgesamt drei ausverkauften Konzerten im Berliner Olympiastadion spielen.

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