Rostock-"Polizeiruf 110": Wie oft werden "Cold Cases" wieder heiß?

Im "Polizeiruf 110: Nur Gespenster" nehmen die Kommissarinnen König und Böwe die Ermittlungen in einem über 15 Jahre ungeklärten Kriminalfall wieder auf. Auch im wirklichen Polizeialltag sind "Cold Cases" eine heiße Nummer.

Rostock-"Polizeiruf 110": Wie oft werden "Cold Cases" wieder heiß?
© NDR/Christine Schroeder
Rostock-"Polizeiruf 110": Wie oft werden "Cold Cases" wieder heiß?

Im neuen "Polizeiruf 110" aus Rostock führen die Ermittlungen im Fall eines ermordeten Schönheitschirurgen zu einem mysteriösen Cold Case. Nachdem am Tatort intakte DNA eines vor 15 Jahren verschwundenen Teenagers gefunden wurde, wird der ungeklärte Kriminalfall wieder aus dem Aktenschrank geholt - und von den Kommissarinnen König (Anneke Kim Sarnau, 51) und Böwe (Lina Beckmann, 42) schließlich endgültig aufgeklärt. Auch in der Realität hat es die deutsche Kriminalpolizei täglich mit solchen Cold Cases zu tun.

Zu einem sogenannten Cold Case wird ein Fall automatisch, wenn die Polizeibeamten bei ihren Ermittlungen an ihre Grenzen stoßen und sich das Verbrechen zunächst nicht aufklären lässt. Anders als der Begriff suggeriert, werden die Ermittlungen jedoch nicht komplett auf Eis gelegt. Dies gilt vor allem für Mordfälle oder andere schwerwiegende Straftaten mit langer Verjährungsfrist.

3300 ungeklärte Altfälle in den Aktenschränken

In Deutschland kümmern sich um solche ungelösten Fälle immer häufiger spezialisierte "Cold Case Units", die sich mittlerweile in fast jedem Bundesland finden. Eine Anfrage des Magazins "Spiegel" bei allen 16 Innenministerien ergab, dass derzeit mindestens 3300 ungeklärte Altfälle in den Aktenschränken dieser Spezialeinheiten auf ihre endgültige Aufklärung warten.

Mit der Bearbeitung dieser Fälle sind seit einigen Jahren nicht nur aktive Kriminalbeamte betraut, sondern auch ehemalige Ermittler, die aus dem Ruhestand heraus den Cold-Case-Einheiten mit ihrem Erfahrungsschatz aktiv unter die Arme greifen. Wie das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen im Jahr 2021 stolz verkündete, habe man zur Unterstützung einer frisch formierten "Besonderen Aufbauorganisation 'Cold Cases'" insgesamt 28 ehemalige Ermittlerinnen und Ermittler gewinnen können.

Mühselige Ermittlungsarbeit mit geringer Erfolgsquote

Die Arbeit dieser Spezialermittler ist denkbar mühsam und die Erfolgsquoten liegen nicht besonders hoch. So gelang es etwa der 2007 gegründeten Berliner Cold-Case-Einheit eigenen Angaben zufolge bis heute nur in zehn Altfällen, Tatverdächtige lang zurückliegender Schwerverbrechen zu ermitteln. Zur Frustration der Kriminalbeamten kam es jedoch nur in drei dieser Fälle tatsächlich zu einer Verurteilung. Bei den übrigen Fällen reichten die Beweise nicht für eine Anklage oder die ermittelten Täter waren bereits verstorben.

Diese extrem geringe Zahl aufgeklärter Cold Cases sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Polizei im Normalbetrieb mit wesentlich höheren Erfolgszahlen aufwarten kann. Der Statistik-Plattform "Statista" zufolge liegt die Aufklärungsquote bei Mord in Deutschland im Durchschnitt bei knapp 95 Prozent.

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