David Cameron spricht über Prostatakrebs und will jetzt andere Männer wachrütteln

Der frühere britische Premierminister David Cameron macht eine sehr persönliche Erkrankung öffentlich: Prostatakrebs. Heute gilt er als geheilt – und will seine Geschichte nutzen, um andere Männer zum Check-up zu bewegen.

David Cameron spricht über Prostatakrebs und will jetzt andere Männer wachrütteln
© Karwai Tang
David Cameron spricht über Prostatakrebs und will jetzt andere Männer wachrütteln
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Ein Ex-Premier, der über seine Prostata spricht – damit rechnet man erst mal nicht. Doch genau das tut David Cameron jetzt und erzählt offen, dass bei ihm vor rund einem Jahr Prostatakrebs festgestellt wurde. Ausgerechnet seine Frau Samantha war es, die ihn sanft, aber bestimmt in Richtung Arztpraxis schob, nachdem die beiden gemeinsam eine Radiosendung über Prostatakrebs gehört hatten. Was als Untersuchung ohne besonderen Anlass begann, endete mit einer Diagnose, vor der sich viele Männer fürchten – und mit einem neuen öffentlichen Anliegen des 59-Jährigen.

Cameron, der Großbritannien von 2010 bis 2016 als Premierminister führte und später noch als Außenminister im Kabinett von Rishi Sunak saß, spricht nach eigener Darstellung ungern über intime Themen. Trotzdem geht er nun an die Öffentlichkeit: Seine Erkrankung ist überstanden, der Krebs wurde behandelt, er spricht von einem guten Verlauf. Gerade deshalb sieht er sich in der Pflicht, seine Reichweite zu nutzen. Er will Männer – vor allem jene mit erhöhtem Risiko – daran erinnern, dass Wegschauen und Abwarten beim Thema Prostata gefährlich sein kann.

Der Ausgangspunkt seiner medizinischen Odyssee war ein erhöhter PSA-Wert im Blut, der bei einer Untersuchung entdeckt wurde. Dieses „prostataspezifische Antigen“ kann auf Veränderungen in der Prostata hinweisen. In Camerons Fall folgten weitere Checks und schließlich eine Biopsie, also die Entnahme von Gewebeproben. Erst dieses Laborergebnis brachte die endgültige Gewissheit: Prostatakrebs. In Interviews schildert der frühere Regierungschef die belastenden Momente vor dem Gespräch mit dem Arzt – die Sekunden, in denen man innerlich schon ahnt, was gleich gesagt wird.

Im Gespräch mit der Zeitung The Times macht Cameron deutlich, dass ein auffälliger PSA-Wert nicht in jedem Fall auf einen Tumor hindeutet und viele Männer nach einem solchen Befund später beruhigt werden können. Gleichzeitig beschreibt er die Angst, beim Arzt genau die Diagnose zu hören, vor der man sich drückt. Auch gegenüber der BBC betont er, dass er sich ungern zu sehr privaten Gesundheitsfragen äußere, dies jetzt aber für notwendig halte. Männer neigten dazu, Vorsorge und unangenehme Untersuchungen aufzuschieben – ein Muster, das er durchbrechen will.

Wie Samantha Cameron ihren Mann zum Arztbesuch brachte

Ohne seine Ehefrau wäre die Geschichte von David Cameron womöglich anders verlaufen. Die beiden hörten gemeinsam eine Radiosendung, in der es ausführlich um Prostatakrebs ging – Symptome, Risiken, Untersuchungsmöglichkeiten. Genau dieser Moment wurde zum Auslöser: Samantha drängte ihren Mann, sich durchchecken zu lassen. Für viele Paare dürfte das bekannt klingen: Einer macht sich Sorgen und schiebt den anderen liebevoll, aber bestimmt in Richtung Praxis. Bei Cameron führte diese Dynamik direkt zur entscheidenden Untersuchung.

Nach dem auffälligen PSA-Wert folgte eine Kette weiterer Tests. Ärztinnen und Ärzte im britischen Gesundheitssystem untersuchten den Ex-Premier genauer, bis schließlich die Biopsie Klarheit brachte. Inzwischen ist die Behandlung abgeschlossen, Cameron spricht von einem erfolgreichen Ergebnis und davon, dass es ihm wieder gut geht. Er kann seinen Alltag wieder normal leben und öffentlich aktiv bleiben. Aus dieser Position heraus – als prominenter Patient, dem es wieder besser geht – will ihn nun andere Männer wachrütteln.

Besonders hebt er hervor, wie schwer es vielen falle, überhaupt über den eigenen Körper zu reden, erst recht über eine Region wie die Prostata. Scham, Unsicherheit und der Wunsch, stark und unverwundbar zu wirken, spielten eine Rolle. Cameron stellt sich bewusst dagegen und signalisiert: Wenn selbst ein ehemaliger Premier offen über eine solche Diagnose sprechen kann, sollte sich niemand scheuen, einen Urologen aufzusuchen.

Sein Appell richtet sich vor allem an Männer mit erhöhtem Risiko: Ältere, Menschen mit familiärer Vorbelastung, aber auch Gruppen, die laut Medizinern generell stärker betroffen sind. Für sie fordert Cameron gezielte Programme, statt pauschal alle Männer zu testen. Es gehe darum, die vorhandenen Mittel sinnvoll einzusetzen und diejenigen früh zu erreichen, bei denen die Gefahr besonders groß sei.

Umstrittener PSA-Test und fehlendes Standard-Screening

Im Vereinigten Königreich gibt es bislang kein flächendeckendes, staatliches Vorsorgeprogramm speziell für Prostatakrebs. Fachleute verweisen vor allem auf die Grenzen des PSA-Tests: Der Blutwert kann erhöht sein, ohne dass ein Tumor vorliegt, und Untersucher warnen vor unnötigen Sorgen und Eingriffen auf Basis solcher Ergebnisse. Genau diese Unsicherheit trägt dazu bei, dass Politik und Gesundheitsbehörden bisher auf ein allgemeines Screening für alle Männer verzichten.

Trotzdem zählt Prostatakrebs zu den häufigsten Tumorarten bei Männern in Großbritannien und auch in Deutschland. International gehört diese Krebsform zu den am meisten diagnostizierten Erkrankungen bei Männern. 2020 wurden weltweit rund 1,4 Millionen Fälle registriert, Fachleute rechnen bis 2040 mit etwa 2,9 Millionen Diagnosen. Diese Entwicklung wird unter anderem darauf zurückgeführt, dass Menschen älter werden und es mehr Möglichkeiten zur Früherkennung gibt. Gleichzeitig sterben in ärmeren Ländern viele Männer an Prostatakrebs, weil die Behandlungsmöglichkeiten fehlen.

Gerade am Anfang verläuft die Erkrankung oft unauffällig: In frühen Stadien haben viele Betroffene nach Angaben von Medizinern keinerlei Beschwerden, sie fühlen sich gesund. Erst bei größerer Ausdehnung des Tumors kommt es vermehrt zu Symptomen. Die genauen Ursachen sind bis heute nicht eindeutig erforscht. Klar ist aber, dass das Risiko mit dem Alter steigt und eine familiäre Vorbelastung eine Rolle spielen kann. In Deutschland liegt das Durchschnittsalter der Patienten nach Angaben von Experten bei rund 71 Jahren, in Großbritannien berichten Medien wie die BBC, dass vor allem Männer über 70 betroffen sind, während Fälle unter 50 eher selten auftreten.

Vor diesem Hintergrund setzt sich Cameron für eine gezielte Früherkennung ein, die sich vor allem an Männer mit hohem Risiko richtet. Statt alle ungefiltert zum PSA-Test zu schicken, sollen bestimmte Gruppen informiert und untersucht werden. Unterstützt wird diese Debatte durch eine groß angelegte Studie im Vereinigten Königreich, die verschiedene Verfahren zur Vorsorge miteinander vergleicht und unter anderem von der Organisation Prostate Cancer UK mitfinanziert wird. Cameron sieht seine Rolle darin, darauf hinzuweisen, dass trotz aller Zweifel an einzelnen Methoden ein frühzeitiger Blick auf die Prostata Leben retten kann.

Was seine Geschichte für andere Männer bedeutet

Der öffentliche Auftritt eines Ex-Premiers mit einer derart persönlichen Geschichte verändert die Wahrnehmung von Prostatakrebs – weg vom reinen Tabuthema, hin zu etwas, worüber man sprechen darf. Camerons Botschaft an andere Männer: Lieber rechtzeitig zum Arzt gehen, statt Risiken zu verdrängen. Dass bei ihm dank des Hinweises seiner Frau früh gehandelt wurde, macht das Ganze greifbar. Es ist ein Beispiel dafür, wie Partnerschaften im Alltag entscheidend sein können.

Zugleich spiegelt seine Geschichte einen größeren Trend: Weltweit rückt die Früherkennung von Prostatakrebs stärker in den Fokus. Diskussionen um Nutzen und Grenzen des PSA-Tests, Studien zu neuen Screening-Strategien und der Ruf nach besserer Aufklärung ziehen sich durch viele Länder mit entwickelten Gesundheitssystemen. Cameron nutzt nun seine prominente Position, um genau diese Debatte voranzutreiben – nicht als Mediziner, sondern als Betroffener, der Angst, Unsicherheit und am Ende Erleichterung aus eigener Erfahrung kennt.

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Ehefrau drängte ihn zu Check-Up: Britischer Ex-Premier David Cameron hatte Prostatakrebs

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