Karnevalsverein bekommt neuen Namen und Mitglieder treten aus

Im Karneval hat Rassismus keinen Platz. Das bunte Treiben dient dazu, Menschen zusammenzubringen, Vorurteile im Freudenrausch hinter sich zu lassen und Politiker zu parodieren. Oder?

Karnevalsverein bekommt neuen Namen und Mitglieder treten aus
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Karnevalsverein bekommt neuen Namen und Mitglieder treten aus

Bei so einigen Namen von Karnevalstruppen und vorlauten Kostümideen muss man manchmal schon schlucken. Beispielsweise mussten zwei Basler Karnevalstruppen - die Negro-Rhygasse 1958 und die Guggemusig Mohrekopf - nach erhitzten Debatten ihren Namen ändern. Auch in Frechen hat ein Karnevalsverein diesen Schritt jetzt unternommen.

Der Grund?

Seit 1978 zählt der Verein Frechener Negerköpp ausFrechen, das bei Köln liegt, zum Urgestein des ansässigen Karnevals. Doch bereits im Herbst 2015 bricht eine öffentliche Diskussion über den Vereinsnamen und die Kostümwahl der Mitglieder aus. Es beginnt mit dem Nachbarverein Mülheimer Negerköpp, die sich in Mülheimer Klütte umbenennen. Die Frechener wehren sich gegen diesen Schritt und das trotz zahlloser Anfeindungen: „Es gab über drei Jahre lang unter anderem persönliche Drohungen und nächtliche Anrufe sowie Beschimpfungen der Gäste auf den Veranstaltungen.“

Polizeischutz für einen Karnevalsverein

Das Ganze geht soweit, dass der Verein aufgrund von Rassismus-Vorwürfen seine Facebook-Seite offline stellen muss. Mit Strafanzeigen will der Verein den Vorwürfen entgegentreten. Der zweite Vorsitzende des Vereins, Günter Cöllen, betont, dass es sämtlichen Mitgliedern ausschließlich um den Spaß und der Freude am Karneval geht und nicht darum, Rassismus zu verbreiten: „Wir wollten nie politisch oder diskriminierend sein.“ Doch die Konteraktionen des Vereins provozieren radikale Gegner, die im Netz dazu aufrufen, den Karnevalsumzug der Frechener Negerköpp mit Steinen zu bewerfen. Das hat nichts mehr mit Political Correctness zu tun und der Verein beschließt, sich an die Polizei zu wenden. Für den geplanten Umzug wird der Verein mit mehr Sicherheitspersonal versorgt und sogar unter verdeckten Polizeischutz gestellt.

Positiver Blick in die Zukunft

Auch wenn es ruhig bleibt beim Umzug, die Vereinsmitglieder in ihren Neger-Kostümen werden von allen Seiten angepöbelt - auch von anderen Karnevalsgruppen. Der Verein zieht Konsequenzen aus diesen unschönen Erfahrungen und verkündet zur Feier des 40-jährigen Bestehens die Umbenennung zu Wilde Frechener. Dreien der insgesamt 20 Mitglieder passt das gar nicht und sie treten unter Protest aus. Trotzdem bleibt Günter Cöllen optimistisch: „Wir wollen Spaß verbreiten.“ Auch das Afrika-Thema soll beibehalten werden. Statt der schwarzen Schminke werden sich die Vereinsmitglieder - ganz im Sinne des neuen Namens - der afrikanischen Tierwelt widmen.

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