König Charles: Wird er mit dieser historischen Tradition brechen?

Die königliche Familie ist dafür bekannt, dass sie ihr Image nach außen sehr kontrolliert. Aber dieser Wunsch nach Kontrolle schadet der Geschichte.

König Charles, Tradition, UK
© Samir Hussein - Pool@Getty Images
König Charles, Tradition, UK

Das Image der königlichen Familie ist ihre wertvollste Währung. Tatsächlich hängt die Rolle dieser Familie in der Welt und im Land davon ab, wie sie wahrgenommen wird. Ohne die Zustimmung der Öffentlichkeit laufen sie Gefahr, ihre Bedeutung und den Thron zu verlieren.

Die königliche Familie und ihr Personal kämpfen hart, um ihre Außenwirkung zu schützen. Die Kleidung, die Frisur, jede Entscheidung, all das wird sorgfältig ausgewählt. Und wenn jemand oder etwas dem Image schaden könnte, hat das Konsequenzen. Wir werden zwei Beispiele nehmen, ein altes und ein neues.

Erstens: Edward VIII., der abdanken musste, weil er seine Geliebte nicht heiraten konnte, da sie geschieden war. Zweitens: Prinz Harry und Meghan Markle und ihr Rückzug aus der Monarchie. Abdankung und Umzug sind nur zwei Möglichkeiten, wie die königliche Familie ihr Image schützt. Es gibt noch mehr, und eine davon hat einen sehr nachhaltigen Einfluss.

Alle Dokumente vernichtet

Es ist eine Praxis, die Historiker:innen in aller Welt verzweifelt und wütend macht. Es ist nämlich allgemein bekannt, dass die königliche Familie die unangenehme Angewohnheit hat, Dokumente nach dem Tod eines Menschen zu verbrennen.

In einem Artikel, den der Sydney Morning Herald 2022 nach dem Tod von Queen Elizabeth II. veröffentlichte, wird gefordert, diese Tradition zu beenden. Darin wird erklärt, dass im Laufe der Geschichte Historiker:innen und damit auch die Bürger:innen der Welt Stücke von extremer Bedeutung verloren haben. Es heißt darin:

Prinzessin Margaret sorgte dafür, dass riesige Stapel von Briefen, die die Königinmutter geschrieben hatte, verschwanden (...) Als Königin Victoria starb, wurde ihre Korrespondenz mit ihrem geliebten Diener aus den Highlands, John Brown, zu dem sie ein ausgesprochen inniges Verhältnis hatte, und ihrem indischen Tutor Abdul Karim vernichtet.

Im Grunde wird alles, was die königliche Familie in Verlegenheit bringen oder ihr schaden könnte, vernichtet oder bearbeitet. Zum Beispiel schreibt Julia Baird vom Sydney Morning Herald:

Die umfangreichen Tagebücher (von Königin Victoria) wurden von ihrer Tochter Beatrice herausgegeben, die ihre Mutter als zahmer und weniger gefühlsbetont darstellte und sie mit ihrer eigenen Handschrift umschrieb.

Nach ihrem Tod wurde Lady Dianas Besitz zweimal sorgfältig durchforstet: von ihrer Mutter und von Prinzessin Margaret, die dafür sorgte, dass die Korrespondenz zwischen Diana und der Königinmutter nie ans Licht kam. Andere, umstrittenere Momente, wie die Verbindungen der königlichen Familie zu den Nazis, werden mit aller Härte geschützt. Entweder werden sie in Archiven aufbewahrt, die niemand betreten darf, oder einfach vernichtet.

Die Tagebücher von Königin Elizabeth

Die königliche Familie argumentiert, dass diese Dokumente privat sind und sie deshalb mit ihnen machen kann, was sie will. Viele Historiker:innen und Bürger:innen haben jedoch gefordert, die Verbrennung und Bearbeitung von Dokumenten zu stoppen, mit der Begründung, dass die "Monarchie" und ihre Mitglieder sowohl "Privatpersonen" als auch "ein Teil der Verfassung" sind.

Einem Artikel der Daily Mail zufolge werden die Habseligkeiten von Queen Elizabeth derzeit von ihrem Vertrauten und nicht von Familienmitgliedern sortiert. Dem Boulevardblatt zufolge leistet Paul Whybrew "sehr gute Arbeit" beim Sortieren der Dokumente.

Zum Leidwesen der Historiker:innen und der Öffentlichkeit verheißt diese "sehr gute Arbeit" nichts Gutes, denn Whybrew war dafür bekannt, dass er alles tat, um die Königin zu schützen. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass er zulassen wird, dass etwas Peinliches oder Kontroverses in die Königliche Bibliothek oder das Archiv gelangt. Historiker:innen fordern König Charles auf, einzuschreiten und die Zerstörung wertvoller Dokumente zu stoppen, die der verstorbenen Königin gehören:

(Diese Dokumente sind) weitaus wahrheitsgetreuer als alles, was Sie jemals in den Zeitungen lesen werden.

Im Vereinigten Königreich lernen Kinder jedes Jahr im Rahmen des Geschichtsunterrichts eine Menge über frühere Monarch:innen. Aber ist das, was ihnen beigebracht wird, überhaupt wahr? Eines ist sicher: Sie erfahren nicht die ganze Wahrheit. Aber von welcher Familie weiß man schon jedes kleinste Detail?

Verwendete Quellen:

The Guardian: The Guardian view on the royal archives: open them up

The Sydney Morning Herald: God save our history: it’s time King Charles called off royal censors

Mail Online: No wonder historians are alarmed - BINBAGS full of Diana's letters were destroyed, writes CHRISTOPHER WILSON. The royals have a long history of setting fire to their past...

Aus dem Englischen übersetzt von Ohmymag UK

Fürst Albert II. schickt König Charles III. rührende Zeilen Fürst Albert II. schickt König Charles III. rührende Zeilen