Deutscher Schauspieler Udo Kier im Alter von 81 Jahren gestorben

Er galt als Ikone des abseitigen Kinos und schaffte, was nur wenigen Deutschen gelang: eine echte Kultkarriere in Hollywood. Jetzt ist Udo Kier mit 81 Jahren in Palm Springs gestorben. Wer war der Mann hinter den legendären Rollen?

Deutscher Schauspieler Udo Kier im Alter von 81 Jahren gestorben
© Jason LaVeris
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Die Nachricht traf Fans weltweit: Udo Kier ist im Alter von 81 Jahren in Palm Springs, Kalifornien, verstorben. Die Todesursache ist bislang nicht öffentlich bekannt. Über seinen Tod berichteten Variety unter Verweis auf seinen langjährigen Begleiter Delbert McBride sowie The Guardian, weitere Meldungen folgten in deutschen Medien. Kier, in Köln geboren, war über rund sechs Jahrzehnte in mehr als 220 Produktionen zu sehen – ein Gesicht, das man nicht vergisst, ein Tonfall, den man sofort erkennt.

Von Köln hinaus in die Welt

Kier kam im Oktober 1944 in Köln-Mülheim zur Welt, mitten im Bombenhagel der letzten Kriegsmonate. Er wuchs mit knappen Mitteln auf und erzählte später offen von der Armut der Nachkriegszeit. Als Teenager sang er in einem Kirchenchor, eine frühe Bühne, bevor es beruflich zunächst ganz bodenständig weiterging: Ausbildung zum Kaufmann, Arbeiten am Band bei Ford, dann der Drang hinaus – erst nach England, später in die USA.

In New York nahm er Schauspielunterricht, gegen Ende der 1960er folgten erste Filmrollen. Seit 1991 lebte Kier dauerhaft in Palm Springs, drehte aber weiterhin regelmäßig in Europa. Seiner Heimat blieb er eng verbunden: Kam er nach Köln, besuchte er traditionell den Dom und zündete bei der Madonnenfigur zwei Kerzen an – eine für die Lebenden, eine für die Toten, wie tagesschau24 berichtet. Eine stille Geste, die viel über den privaten Kier verrät.

Rollen, die bleiben

International bekannt wurde Udo Kier mit Figuren, die Grenzen verschoben – exzentrisch, androgyn, unheimlich magnetisch. Ein Meilenstein: der Baron in Frankenstein (1973), gedreht im 3D-Verfahren Spacevision, produziert von Andy Warhol und inszeniert von Paul Morrissey. Der Kontakt kam, so wird erzählt, zufällig im Flugzeug zustande. Später wurde er zum einprägsamen „Hans“ auf der Leinwand – ein ironisches Spiel mit Klischees, das er bewusst bediente.

Seine US-Premiere als Kultdarsteller gelang mit Gus Van Sants My Own Private Idaho (1991) an der Seite von Keanu Reeves und River Phoenix. In Hollywood tauchte Kier daraufhin immer wieder in großen Produktionen auf, etwa in Ace Ventura, Blade oder End of Days. Parallel blieb er dem Autorenkino treu: Mit Lars von Trier arbeitete er unter anderem an Breaking the Waves, Dogville, Melancholia und Geister. In Deutschland verband ihn eine besondere Kreativfreundschaft mit Christoph Schlingensief, der ihm mit Tod eines Weltstars. Portrait Udo Kier sogar ein filmisches Spiegelkabinett schenkte.

Zuletzt war Kier im brasilianischen Film The Secret Agent (Originaltitel: O Agente Secreto) zu sehen, der aktuell in Deutschland läuft; er spielt darin einen deutschen Juden namens Hans. Kann diese Rolle jetzt als Vermächtnis gelesen werden? Sicher ist: Kiers filmische Spur bleibt sichtbar – in Blockbustern ebenso wie in radikalen Kunstprojekten. T-online ordnet ihn als einen der großen Nebendarsteller ein, der die Filme mit seiner Präsenz oft stahl.

Der Mensch hinter der Pose

Öffentlich liebte Kier das Spiel mit der Star-Aura, privat galt er als zugewandt und höflich – mit kölschem Tonfall, wie Weggefährten schildern. Viele sahen in ihm einen Botschafter des queeren Kinos, nicht zuletzt dank My Own Private Idaho und seiner Auftritte in zwei Clips von Madonnas Erotica. Mehr als 20 Jahre lebte er mit dem Maler und Bildhauer Delbert McBride zusammen; mediale Inszenierungen seines Privatlebens mied er. Wer war der Mann hinter den Kultrollen wirklich?

In Deutschland blieb der ganz große institutionelle Glanz aus. Tagesschau24 erinnert daran, dass er zwar zahlreiche alternative Preise bekam – einige stellte er erst prominent auf, später wanderten sie augenzwinkernd „aufs stille Örtchen“, um Gäste zu überraschen –, die ganz großen Ehrungen jedoch ausblieben. Laut BILD wurde sogar die Idee für einen Ehrenpreis beim Deutschen Filmpreis verworfen, weil Kier „zu speziell“ sei. Umso größer war die Anerkennung im Ausland – und bei seinem Publikum.

Wie persönlich seine Beziehungen waren, zeigt ein Detail aus dem BILD-Nachruf: In seiner letzten Mail habe er „Ruf mich an!“ geschrieben, so der Autor Michael Schacht. Und Kier selbst sagte einmal, er sei „schon so oft gestorben“ – ein schalkhaftes Bonmot über eine Filmkarriere voller Abgänge. „Ich bin im Film schon so oft gestorben“, wird er dort zitiert. Eine Zeile, die nachklingt.

Seine Bildsprache – der durchdringende Blick, die elegante Androgynie, die Lust am Exzess – machte ihn unverwechselbar. Madonna, Warhol, von Trier, Van Sant: Die Liste seiner künstlerischen Bezugspunkte liest sich wie eine Chronik der Grenzgänger. Kann man sich einen furchtloseren Nebenrollen-Giganten vorstellen?

Zahlen und Quellen: 81 Jahre alt, mehr als 220 Werke insgesamt, Residenz in Palm Springs seit 1991, letzter Kinofilm The Secret Agent – berichtet von Variety und The Guardian, zusammengefasst u. a. von t-online und tagesschau24.

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