Kessler-Zwillinge: Wie kam es zu ihrem letzten Schritt?

Deutschland trauert um Alice und Ellen Kessler. Nun ist offiziell, was viele vermutet hatten: Die beiden wählten einen assistierten Suizid – bewusst, vorbereitet und begleitet.

Kessler-Zwillinge: Wie kam es zu ihrem letzten Schritt?
© United Archives
Kessler-Zwillinge: Wie kam es zu ihrem letzten Schritt?
Diese Stars sind im Jahr 2025 gestorben

Ein Duo, das ganze Generationen geprägt hat, ist gegangen. Am 17. November starben die Kessler-Zwillinge in ihrem Zuhause in Grünwald bei München. Zunächst berichtete Bild über den Tod der beiden Entertainerinnen, anschließend bestätigten Vertreter sowie die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) gegenüber dem Bayerischen Rundfunk das, was ihnen wichtig war: Selbstbestimmung bis zuletzt. Die Münchner Polizei bestätigte zudem einen Einsatz in Grünwald, nannte aber keine Details. Laut Promi-Berichten wurden Alice und Ellen 89 Jahre alt. Kann ein letzter Akt so privat und doch so öffentlich wirksam sein?

Die Entscheidung und der Ablauf

Die DGHS erklärte, die Schwestern hätten sich seit Langem mit dem Thema assistierter Suizid auseinandergesetzt und waren entsprechend Mitglieder der Organisation. Sie legten den Zeitpunkt ihres Abschieds selbst fest – den 17. November. Dem Schritt gingen Gespräche mit einer Ärztin und einem Juristen voraus. Laut TZ umfasst ein assistierter Suizid die eigenständige Einnahme eines Medikaments, das schmerzlos zum Tod führt. Zuvor wird die Freiwilligkeit und Urteilsfähigkeit der Person geprüft, beim letzten Schritt sind eine Ärztin und ein Jurist zugegen. Genau diese professionelle Begleitung wurde hier gewährleistet: Die Fachleute der DGHS informierten nach dem Tod auch die Polizei.

Ein weiteres Indiz für die sorgfältige Planung: Die Abendzeitung München erhielt ein Kündigungsschreiben von Alice Kessler. Datumsangabe zunächst der 30. November – dann handschriftlich korrigiert auf den 17. November. Die nüchterne Note eines organisatorischen Details, das deutlich macht, dass die Zwillingsschwestern nichts dem Zufall überließen.

Rechtlich ist die Lage in Deutschland klar umrissen: Die Beihilfe zum Suizid – also die selbstständige Einnahme durch die betroffene Person – ist erlaubt. Aktive Sterbehilfe bleibt hingegen verboten. Ihr letzter Entschluss fügt sich damit in den bestehenden rechtlichen Rahmen ein, ohne Grauzonen zu provozieren.

Ikonen eines Showbusiness-Jahrzehnts

Alice und Ellen Kessler schrieben Showgeschichte. In den 1950ern machten sie in Paris Furore, wurden für ihre eleganten Kostüme und perfekt synchronen Choreografien bewundert und eroberten Bühne, Fernsehen und Kino. Zu ihren bekanntesten Stationen zählt der Film „Vier Mädels aus der Wachau“ sowie ihr Auftritt beim Eurovision Song Contest 1959. Sie arbeiteten mit internationalen Stars wie Elvis Presley, Frank Sinatra und Burt Lancaster – Namen, die den Glamour ihrer Ära spiegeln.

Privat gingen die Zwillinge ihren eigenen Weg: nie verheiratet, keine Kinder, dafür ein deutliches Engagement für gute Zwecke. Bereits 2024 sprachen sie über Nachlass und letzte Wünsche – auch darüber, ihr Vermögen verschiedenen Organisationen zukommen zu lassen. Dieses Bild eines Lebens in Eigenregie zieht sich wie ein roter Faden bis zu ihrem Abschied durch. Was bleibt von einem Duo, das so sehr für Perfektion, Disziplin und Eleganz stand? Vor allem die Erinnerung an zwei Künstlerinnen, die ihr Publikum über Jahrzehnte begleiteten – und die Konsequenz, mit der sie ihr Lebenswerk und ihren letzten Akt gestalteten.

Einordnung, Reaktionen und der Blick auf Deutschland

Ihr Tod wirft ein Schlaglicht auf ein Thema, das viele bewegt: Sterben in Würde. Die DGHS betont, die Zwillinge hätten Zeitpunkt und Ablauf selbst bestimmt – eine Haltung, die von Organisationen, die eine humane Form der Sterbebegleitung unterstützen, als wichtiger Beitrag zur öffentlichen Debatte verstanden wird. Medien wie t-online.de, der Bayerische Rundfunk und die Abendzeitung München ordneten die Fakten ein, Der Spiegel griff die Hintergründe auf. Gleichzeitig blieb die Polizei in München bei der knappen Bestätigung eines Einsatzes in Grünwald.

Beim assistierten Suizid geht es – jenseits aller Emotionen – um Verfahren, Sorgfalt und die Absicherung der Autonomie. Genau deshalb stehen medizinische und juristische Expertise an der Seite der Betroffenen. Im Fall von Alice und Ellen Kessler ergibt sich so ein konsistentes Gesamtbild: Ein langer, bewusster Weg, abgesichert durch Beratung und getragen von einer klaren, selbstbestimmten Entscheidung.

Wenn Sie sich belastet fühlen oder Hilfe brauchen: Info-Telefon Depression 0800/33 44 533. Unterstützung bietet auch die Deutsche Depressionshilfe.

Auch Interessant:

Caroline von Monaco: Wie verlor sie 1990 ihren Mann?

Was geschah in den letzten Stunden von Daniel Küblböck?

John Lennons Mörder gibt sein Motiv preis – warum Mark David Chapman sein Leben zerstörte

Verwendete Quelle:

Todesursache der Kessler-Zwillinge ist bekannt: So sind Alice und Ellen gestorben

Kessler-Zwillinge gestorben: Das war die Todesursache

Heidi Klum und ihre Familie: Wie das Topmodel ihre Kinder immer wieder nach Hause lockt Heidi Klum und ihre Familie: Wie das Topmodel ihre Kinder immer wieder nach Hause lockt