Thomas Gottschalk hört mit 75 mit der großen TV-Bühne auf

Nach fast fünf Jahrzehnten im Fernsehen zieht Thomas Gottschalk einen klaren Schlussstrich. In einem sehr offenen Abschiedsinterview spricht er über Alter, Tod, Karriereende – und eine Bambi-Panne, die ihm bis heute nachhängt.

Thomas Gottschalk hört mit 75 mit der großen TV-Bühne auf
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Thomas Gottschalk hört mit 75 mit der großen TV-Bühne auf
Thomas Gottschalk: 20 spannende Fakten über den Showmaster

Ein Abschied mit Ansage im deutschen Fernsehen: Thomas Gottschalk macht ernst. Mit 75 Jahren kündigt der Showmaster an, sich von der ganz großen TV-Bühne zurückzuziehen. Seine finale große Show ist bereits datiert, und er wirkt dabei erstaunlich gelassen. Im Gespräch mit dem Magazin "Bunte" erklärt er, warum jetzt Schluss ist, wie er über das Älterwerden denkt und welche Rolle seine Frau Karina in dieser Entscheidung spielt.

Gottschalk, der fast 50 Jahre lang das Gesicht der deutschen Unterhaltung war, definiert für sich einen klaren Schlusspunkt. Er erinnert daran, dass die meisten Menschen mit 67 oder früher in Rente gehen – für ihn sei es mit 75 einfach an der Zeit, "sich zu verabschieden". Von Wehmut ist bei ihm nichts zu spüren: Laut Interview verspürt er weder Bitterkeit noch Bedauern.

Letzte große Show mit Jauch und Schöneberger

Der Abschied aus dem großen TV-Rampenlicht hat ein konkretes Datum: Am 6. Dezember 2025 steht Thomas Gottschalk ein letztes Mal im Mittelpunkt einer großen Samstagabendshow. In der RTL-Sendung "Denn sie wissen nicht, was passiert" moderiert er gemeinsam mit Barbara Schöneberger und Günther Jauch – ein Trio, das seit Jahren für beste Quoten und lockere Sprüche steht.

Diese Ausgabe soll seine finale große TV-Präsenz markieren. Er rechnet nicht damit, dass der Abend in übertriebene Sentimentalität abgleitet – große Abschiedsdramen scheinen nicht sein Ding zu sein. Danach will er sich Schritt für Schritt aus der Öffentlichkeit zurückziehen und für mindestens ein Jahr komplett pausieren. Ganz verstummen möchte er aber nicht: Es bedeute ausdrücklich nicht, dass er sich nie wieder äußern werde, betont er.

Geplant ist zunächst etwas, das in seinem Leben bisher selten möglich war: Zeit zu zweit. Zusammen mit seiner Frau Karina möchte er reisen und das Leben abseits der Studiobeleuchtung genießen. Die Entscheidung, die Karriere zu beenden, sei eine gemeinsame gewesen, keine einsame Bauchreaktion.

Vergleich: Wie andere Medien sein Karriereende einordnen

Nicht nur "Bunte", auch andere Medien kommentieren Gottschalks Rückzug ausführlich. Branchenbeobachter verweisen darauf, dass er mit fast 50 Jahren TV-Präsenz ähnlich prägend war wie frühere Showgrößen. Das "Handelsblatt" spricht von einem "Schlussstrich nach einem halben Jahrhundert Unterhaltung", während die "Süddeutsche Zeitung" seine Entscheidung als "konsequenten Schritt in einem Alter, in dem viele längst im Ruhestand sind" einordnet.

Mehrere Kommentatoren betonen, dass Gottschalk im Vergleich zu anderen Moderatoren seiner Generation länger durchgehalten hat: Viele Kollegen seien bereits mit Anfang oder Mitte 60 komplett von der Bildfläche verschwunden, er dagegen steht noch mit 75 vor der Kamera. Laut Einschätzungen von Medienexperten zeigt sein Abschied, wie stark sich der TV-Markt in den letzten 20 Jahren verändert hat – und wie ungewöhnlich konstant seine Popularität über Generationen hinweg geblieben ist.

Karina, Liebe im Spätglück und Rückzug ins Private

Seit 2018 ist Karina an seiner Seite, seit etwa einem Jahr sind die beiden verheiratet. Im Interview macht Gottschalk deutlich, wie sehr sie seinen Blick auf das eigene Leben verändert hat. Karina interessiere sich, so formuliert er es sinngemäß, mehr für den privaten Thomas aus Kulmbach als für die Fernsehfigur Gottschalk. Im Klartext: Für sie zählt der Mensch, nicht die Marke.

Er beschreibt, dass sie zur genau richtigen Zeit in sein Leben gekommen sei und ihn auf eine Weise liebe, die er so zuvor nicht kannte. Dieses Gefühl von Stabilität und Zuneigung im Privaten dürfte ein wichtiger Grund sein, warum er den Schritt aus dem Rampenlicht ohne Angst gehen kann. Dazu passt, dass er den Rückzug aus der Öffentlichkeit nicht als Flucht versteht, sondern als bewusst gewählten nächsten Lebensabschnitt.

Für die Zeit nach der letzten Show malt er ein Bild, das so gar nichts mit roten Teppichen zu tun hat: reisen, Abstand gewinnen, nicht ständig im Fokus stehen. Mindestens ein Jahr lang möchte er sich komplett rar machen. Gleichzeitig lässt er sich eine Hintertür offen – falls er doch irgendwann wieder etwas sagen oder machen möchte, schließt er das nicht kategorisch aus.

Alter, Tod und die Angst vor dem Vergessen

Ungewöhnlich offen spricht Thomas Gottschalk über das Älterwerden. Früher habe ihn das Thema kaum beschäftigt, heute stellt er fest, dass er nun selbst zu den Älteren gehört. Für ihn war 75 lange das klassische Rentenalter alter Herren – eine Zahl, die er nun selbst erreicht hat. Dass ausgerechnet jemand wie er, der für bunte Shows und ewige Jugendlichkeit steht, öffentlich über Alter und Vergänglichkeit redet, ist für ihn ein disziplinarischer Kraftakt.

Auch vor heiklen Themen schreckt er nicht zurück. Auf die Frage nach einer möglichen Demenz antwortet er klar, er würde darüber offen sprechen, "definitiv offen". Angst vor dem Tod verspürt er nach eigener Aussage keine. Er ist überzeugt, dass man früh genug spürt, wenn der Moment gekommen ist, und bis dahin wolle er das Leben weiter genießen.

Selbstbestimmtes Sterben durch Suizid lehnt er entschieden ab. Erwähnt werden im Gespräch prominente Beispiele wie die Kessler-Zwillinge, Gunter Sachs oder der frühere MDR-Intendant Udo Reiter – Menschen, die ihrem Leben im hohen Alter selbst ein Ende gesetzt haben. Gottschalk sagt dazu:

"Jeder ist für sein Handeln selbst verantwortlich. Aber ich kann es nicht nachvollziehen."

Mit Blick auf ein hohes Alter ist er überzeugt, dass man sich auch mit Ende achtzig eher auf den nächsten Geburtstag freut, statt sich einfach ins Bett zu legen, um zu sterben.

Sein eigenes Leben sieht er in einem religiösen Rahmen. Er erklärt, es liege in Gottes Hand: Er habe sich das Leben schenken lassen und werde es sich auch wieder nehmen lassen. Wie er in Erinnerung bleiben wird, beschäftigt ihn wenig. Jede Zeit habe aus seiner Sicht ihre eigenen Helden – und er vermutet, man werde eines Tages über ihn sprechen wie er heute über die Beatles: als Symbol einer vergangenen Ära.

Panne bei den Bambis und das Gefühl der Fremdscham

Neben all den großen Linien seiner Karriere kann Thomas Gottschalk seinen Abschied nicht feiern, ohne auf einen Patzer einzugehen, der in den letzten Monaten für viele Schlagzeilen gesorgt hat. Bei der diesjährigen Bambi-Verleihung hielt er die Laudatio auf Superstar Cher. In diesem Rahmen sagte er den Satz, Cher sei die einzige Frau, die er in seinem Leben ernst genommen habe – eine Formulierung, die ihm umgehend heftige Kritik einbrachte.

Im Rückblick nennt Gottschalk diesen Spruch eine Dummheit und betont, er habe ihn bereits mehrfach öffentlich zurückgenommen. Wie es überhaupt dazu kam? Er schildert, er sei irritiert gewesen, weil eine Cher-Performerin spektakulär an einer Kugel von der Decke kam. Er sei davon ausgegangen, dass es die echte Sängerin sei, und habe versucht, die Situation mit Worten zu überbrücken.

"Ich habe einfach drauflosgeredet – das ist mir im Leben öfter passiert", räumt er ein.

Bis zu diesem Vorfall habe ihm kaum jemand solche Sprüche nachhaltig übel genommen, erklärt er. Dieses Mal war es anders – auch im eigenen Wohnzimmer. Seine Frau Karina war, wie er zugibt, alles andere als begeistert von seinen Worten. Das Gefühl der Fremdscham kenne er zwar seit Langem, bislang habe er aber selten andere dazu gebracht, sich für ihn zu schämen. Mit seinem Abschied versucht er nun offenbar auch, das Bild geradezurücken: ein Entertainer, der Fehler eingesteht, Verantwortung übernimmt und bewusst den Schritt aus der Dauerpräsenz wählt.

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Thomas Gottschalk: "Mit 75 ist es Zeit, sich zu verabschieden"

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