Will Katerina Jacob am Lebensende selbst entscheiden ?

Der Tod der Kessler-Zwillinge hat in Deutschland eine alte Frage neu entzündet: Wie selbstbestimmt darf das Lebensende sein ? Schauspielerin Katerina Jacob stellt sich klar auf die Seite der Autonomie.

Will Katerina Jacob am Lebensende selbst entscheiden ?
© Gisela Schober
Will Katerina Jacob am Lebensende selbst entscheiden ?
Brigitte Bardots Liebesleben

Ein stiller Abschied mit großer Wucht. Als Alice und Ellen Kessler am 17. November im Alter von 89 Jahren gemeinsam starben, war schnell klar: Dieser Schritt würde nachhallen. Die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) sprach öffentlich über den Fall – mit ausdrücklicher Erlaubnis der beiden. Seitdem diskutiert das Land erneut über assistierten Suizid und die Bedingungen, unter denen er verantwortungsvoll möglich sein soll.

Mitten in dieser Debatte meldet sich TV-Star Katerina Jacob zu Wort. Geprägt von den letzten Lebensmonaten ihrer Mutter, der Schauspielerin Ellen Schwiers, bezieht sie eine eindeutige Position. Schwiers starb 2019 mit 88 Jahren nach starken Schmerzen. Nach Jacobs Darstellung verpasste ihre Mutter die rechtzeitige Aufnahme in die DGHS, sodass am Ende nur der Weg über ein freiwilliges Nahrungsverzichten blieb. Aus diesen Erfahrungen zieht Jacob Konsequenzen – und folgt dem Beispiel der Kesslers.

Wer ist Katerina Jacob und was bewegt sie ?

Katerina Jacob ist einer der bekanntesten TV-Gesichter des Landes. In der aktuellen Debatte zeigt sie vor allem eines: persönliche Betroffenheit, gepaart mit einem klaren Wertekompass. Der Tod ihrer Mutter, die monatelang unter Schmerzen litt, ließ Jacob nach eigenen Worten nicht los. Die Schilderung, dass eine Mitgliedschaft in der DGHS knapp verpasst wurde, steht für sie als warnendes Beispiel dafür, wie knapp Entscheidungen am Lebensende sein können – und wie wichtig rechtzeitige Vorsorge ist. Vor diesem Hintergrund hat Jacob um Aufnahme in die DGHS gebeten. Damit orientiert sie sich am Weg der Kessler-Zwillinge, die ihren Abschied sorgfältig vorbereitet hatten. Persönlich wurde es kurz vor deren Tod: Ein Paket, das die Zwillinge noch verschickten, erreichte seine Empfänger und zeigt, wie bewusst und geordnet sie ihre letzten Schritte planten.

Der Fall Kessler, die DGHS und der Ruf nach klaren Regeln

Der Tod von Alice und Ellen Kessler hat Symbolkraft. Beide waren 89 Jahre alt, traten ihr letztes Kapitel gemeinsam an – und gaben der DGHS die Erlaubnis, darüber zu sprechen. Nach Angaben der Sprecherin Wega Wetzel lag diese Freigabe ausdrücklich vor. Dass ein prominenter Fall so transparent begleitet wird, ist ungewöhnlich und genau deshalb wirksam: Öffentlichkeit schafft Orientierung. Zugleich wächst der Druck, die rechtlichen Leitplanken zu schärfen.

Politisch tritt vor allem der frühere Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hervor. Er befürwortet Hilfe zur Selbsttötung, fordert aber engere Regeln, die die freie Willensbildung schützen und kommerzielle Interessen klar ausschließen. Der Tenor: Assistierter Suizid darf möglich sein, muss aber streng kontrolliert werden. Auch aus der Entertainment-Welt kommen Signale. Moderatorin Ina Müller kündigte an, einer Organisation zur Suizidassistenz beizutreten; aus ihrer Sicht fehlt in Deutschland bislang ein echtes Recht, über das eigene Lebensende zu bestimmen. Mehrere Medien – darunter Berliner Zeitung, Abendzeitung München (AZ), die Talkshow 3nach9 und Die Zeit – griffen die unterschiedlichen Stimmen auf und gaben der Debatte eine breite Bühne.

Die DGHS rückt damit ins Zentrum. Für Befürworter steht die Gesellschaft für Selbstbestimmung und Beratung in Grenzsituationen. Kritiker mahnen, wie Lauterbach, zu strengen Schutzmechanismen. Denn es geht um sensible Fragen: Ist der Entschluss wirklich frei ? Liegen psychische Ausnahmesituationen vor ? Bestehen finanzielle Anreize, die Entscheidungen verzerren könnten ? Die Diskussionen zeigen, wie nah Freiheit und Verantwortung hier beieinanderliegen.

Ein unerfüllter Wunsch und eine offene Frage an die Gesellschaft

Eine berührende, bittere Note bleibt: Der letzte Wunsch der Kessler-Zwillinge, mit ihrer Mutter und ihrem Hund vereint zu werden, wird nicht in Erfüllung gehen. Gerade dieser unerfüllte Wunsch macht klar, dass selbst sorgfältig geplante Abschiede Grenzen haben. Für Katerina Jacob, die die Schmerzen ihrer Mutter miterlebte, ist genau das ein Argument für Eigenverantwortung und frühzeitige Entscheidungen. Sie will vorsorgen, statt am Ende ohne Optionen dazustehen.

Was bedeutet das für uns alle ? Die Reaktionen der vergangenen Tage zeigen, wie stark prominente Schicksale auf gesellschaftliche Haltungen wirken. Wenn Stars ihre Haltung offenlegen, senkt das Hemmschwellen, über Patientenverfügungen, Vereinsmitgliedschaften oder Beratungen nachzudenken. Der Fall Kessler verleiht dem abstrakten Begriff vom „selbstbestimmten Sterben“ greifbare Konturen. Und das Beispiel von Katerina Jacob macht deutlich, wie persönliche Erfahrungen zu politischer Haltung werden können – ohne Pathos, aber mit Nachdruck. Am Ende steht kein einfacher Konsens, sondern die Aufgabe, Freiheit, Schutz und Würde in ein praktikables Regelwerk zu gießen. Gerade deshalb ist die neue Offenheit so wertvoll: Sie zwingt dazu, heute zu klären, was morgen zählt.

Auch Interessant:

Heinz Hoenig feiert rührendes Comeback auf dem roten Teppich ?

Welche deutschen Legenden wir 2025 verloren haben?

Kessler-Zwillinge: Wie kam es zu ihrem letzten Schritt?

Verwendete Quelle:

Anders als ihre Mutter: TV-Star Katerina Jacob will sterben wie die Kessler-Zwillinge - FOCUS online

Kessler Zwillinge änderten ihr Testament kurz vor dem Tod Kessler Zwillinge änderten ihr Testament kurz vor dem Tod