Es war ein riesiger Aufreger in den deutschen Medien: Gil Ofarim, der gerade im Mai des letzten Jahres seine Biographie veröffentlicht hatte, machte im Oktober 2021 einen unglaublichen Vorfall publik: Er sei nämlich an einer Hotelrezeption antisemitisch angefeindet worden, weil er als Jude einen Davidstern an einer Kette um den Hals trug.
Ganz Deutschland war schockiert
Der Sänger sei schlecht vom Personal behandelt worden und man habe ihn angewiesen, den Stern - ein Symbol seines Glaubens - wegzustecken, so erzählte er damals auf Instagram.
Ganz Deutschland war von diesem Vorfall schockiert. Es hagelte Proteste gegen das Hotel und laut taz.de kamen sogar hunderte Menschen vor diesem zusammen, um ihre Solidarität für den jüdischen Sänger auszudrücken.
Zweifel und die Wende
Schnell keimten dann jedoch auch Zweifel an der Version der Geschichte auf, die der Sänger erzählt hatte. Auf den Überwachungskamerabildern des Hotels war die besagte Kette mit dem Davidstern nämlich gar nicht zu sehen.
Somit drehte sich die öffentliche Wahrnehmung des Falls plötzlich um 180 Grad. Ofarim war in den Augen der Menschen vom Opfer zum Täter geworden.
Schließlich wurde das Verfahren gegen die Hotelmitarbeiter eingestellt und stattdessen Anklage gegen den Musiker wegen “falscher Verdächtigung und Verleumdung” erhoben, wie die Welt berichtet.
So sieht es aktuell aus
Eigentlich sollte der Prozess gegen Gil Ofarim nun in diesem Oktober starten. watson.de erfuhr allerdings, dass dieser nun wegen Überlastung des Gerichts um mindestens sechs Monate verschoben wurde.
Somit bleibt auch weiterhin ungewiss, ob sich der Vorfall jemals aufklären lässt. Ofarim selbst und seine Anwälte fühlen sich vom Gericht unfair behandelt und versuchten den zuständigen Richter als “befangen” absetzen zu lassen. Dieser Versuch misslang.
Verwendete Quellen:
⋙ taz.de: Nach antisemitischem Vorfall in Leipzig: Hotel irritiert mit Banner
⋙ welt.de: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Gil Ofarim wegen falscher Verdächtigung
⋙ watson.de: Gil Ofarim: Wende im Prozess um Davidstern-Eklat