André Rieu ist mehr als der schillernde Star, wie ihn Millionen von Konzertbesuchern kennen. Weltweit gefeiert als niederländischer Geigenvirtuose und Orchesterleiter, wird Maastricht alljährlich zur Pilgerstätte seiner Fans. Doch abseits von Scheinwerfern verbringt Rieu sein Leben in einem Schloss am Rande seiner Geburtsstadt. Es sind nicht glanzvolle Empfänge, sondern stille Routinen, die ihm am Herzen liegen. Bei einem Gespräch mit dem Magazin Gala öffnet er sein Zuhause – und lässt tief blicken in seine Wertvorstellungen und die besondere Rolle seiner Familie.
Ein Schloss – doch wenig Pomp: So lebt das Ehepaar Rieu
Bei "Schloss" denken die meisten an Gold und Überfluss. Rieu und seine Frau Marjorie jedoch bevorzugen Schlichtheit. Der Musiker lebt mit seiner Familie zwar auf 420 Quadratmetern, aber sie setzen laut Rieu auf Einfachheit und verzichten auch zu Festtagen weitgehend auf prunkvolle Deko. Statt prachtvollem Lametta schmücken sie dezent, wobei der Musiker mit einem Augenzwinkern betont, dass Übermaß für sie nicht nötig sei. Ihre Räume sollen vor allem ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln. Die Weitläufigkeit des Schlosses bietet Rückzug, aber kein Museumcharakter – essenziell sei das alltägliche Wohlbefinden. So entsteht ein Kontrast zwischen der Bühne und den heimischen vier Wänden, wo Normalität den Ton angibt.
Gerade in der Weihnachtszeit zeigt sich diese Philosophie. Während draußen der Weihnachtsmarkt lockt und Rieu große Weihnachtskonzerte gibt, bleibt es zu Hause angenehm schlicht. Die Zurückhaltung ist für ihn ein Gegenpol zum Rampenlicht: Privat soll vieles einfach bleiben und Raum für persönliche Begegnungen lassen, anstatt von Glitzer überstrahlt zu werden.
Gemeinsame Zeit: Familie als Lebensmittelpunkt
Das Herzstück in Rieus Leben ist fraglos die Familie. Sohn Pierre lebt mit seiner eigenen Familie direkt auf dem Nachbargrundstück. Diese Nähe fand Rieu gerade während des Lockdowns besonders wichtig, auch wenn er die Familie zeitweise nur aus der Ferne sah und Gespräche am Zaun stattfanden. Nach schwierigen Monaten genießen sie nun wieder alle Vorteile, nah beieinander zu wohnen. Es gibt regelmäßige Treffen – oft zum gemeinsamen Essen oder in entspannter Kaffeerunde. Die Enkel haben mit Rieu ihren Großvater stets in Reichweite. Für ihn sind diese kleinen Alltagserlebnisse am wichtigsten, er beschreibt es als echtes Glück, mit seinen Lieben ungestört Zeit zu verbringen und mehr über ihre Gedanken und Wünsche zu erfahren.
Rieu schwärmt, wie die Enkel gern seine Konzerte besuchen und ihre Begeisterung für Musik entdecken. Neben den musikalischen Wegen gibt es ein Ritual, das für leuchtende Kinderaugen sorgt: Regelmäßig zaubert der berühmte Musiker Süßspeisen für die Familie. Sein Spezialität ist die französische Croquembouche – ein aufwendig gestapelter Kuchen aus Windbeuteln und feiner Karamellschicht. Beim Herstellen achtet er darauf, sich nicht zu verbrennen und verarbeitet die Zutaten stets mit Geduld. Dieses neue Hobby, das ihn seit Pandemiebeginn begleitet, teilt er auch mit den Nachbarn.
Lockdown als Chance: Neue Routinen und kleiner Luxus
Mit Beginn der Pandemie änderte sich der Alltag des Musikers spürbar. Plötzlich keine Proben, keine ausverkauften Arenen, keine Fernreisen – dafür Zeit daheim. Die Backkunst wurde für ihn zur festen Instanz; sie strukturierte seine Tage und schuf neue Verbindungen zur Nachbarschaft. Nicht selten brachte er den Nachbarn selbstgebackene Kuchen vorbei. Hinter dieser Geste verbirgt sich mehr als bloßer Zeitvertreib: Der Austausch untereinander gibt ihm nach eigener Aussage einen tieferen Sinn – gerade, wenn die große Bühne schweigt.
Rieu betont, dass diese neuen Routinen für ihn bereichernd und beruhigend waren. Im Unterschied zum hektischen Musikbetrieb bedeutete das Backen Alltäglichkeit, Genuss und Erdung. Seine Familie, die ohnehin den zentralen Punkt in seinem Leben bildet, ist dank dieser Gewohnheiten während der Pandemie noch enger zusammengerückt.
Erinnerungen an Kindheit und eigene Erziehungsprinzipien
Rieus Blick zurück auf die eigene Kindheit zeigt ein anderes Bild: Sein Vater, selbst Chefdirigent, führte ihn mit klaren Regeln und Strenge ins Musikleben ein. Vieles war damals genau vorgegeben, der Tag durchgetaktet. Doch für seine eigenen Kinder schlug André Rieu einen anderen Weg ein. Er sagt, er habe seinen Kindern viele Freiheiten gegeben und wollte, dass ihre Kindheit von Liebe und weniger von strengen Regeln geprägt ist. Diese vertrauensvolle Atmosphäre vererbte sich weiter auf die Enkelgeneration, die unbefangen in die Welt der Musik eintaucht.
Mit fünf Enkelkindern ist die Familie inzwischen ein großer, lebendiger Kreis. Rieu liest gern Geschichten vor und lässt Raum für Kreativität und gemeinsames Spiel. Musik spielt eine wichtige Rolle – aber sie ist kein Zwang. Rieu betont, wie erfüllend es ist, zu erleben, dass die Enkel Spaß an Musik und Erfindungsreichtum haben und dennoch genug Freiheit besitzen, eigene Wege zu gehen. Die Balance zwischen künstlerischer Verpflichtung auf der Bühne und echter Nähe zu Hause gelingt ihm – vor allem dank dieser generationsübergreifenden Bande.
So wird klar: Das eigentliche Glück des Star-Geigers liegt weniger im Applaus der großen Hallen als in den unaufgeregten, ehrlichen Momenten mit seiner Familie. Musik und Backkunst, Großelternrolle, Nachbarschaft und die Freude über Kleinigkeiten – das prägt sein Leben abseits des Rampenlichts.
Auch Interessant:
Wie ist das Vermögen von Harald Schmidt?
Madonna kritisiert US-Regierung: Trump streicht Anerkennung des Welt-Aids-Tags
Roland Kaiser über seine Frau: "Silvia ist die Seele meines Lebens"
Verwendete Quelle:
André Rieu spricht über sein Leben in einem Maastrichter Schloss - BUNTE












